Geschichte
Die Geschichte des Vereins
Am Zustandekommen dieses Vereins haben eine große Anzahl Menschen bewusst und unbewusst mitgewirkt. Dabei haben sich fünf physische und unzählige virtuelle Ordner voller Ideen, Mindmaps, Praxisbeispiele, Theorieansätze, Satzungs- und Sitzungsvorlagen und mit Fördermöglichkeiten angesammelt.
Und nun ist es soweit. Wir stellen den Verein und seine Ziele vor, die Visionen vieler von uns widerspiegeln und ihren Ausdruck finden in konkreten, ersten Aktivitäten. Viele von uns eint dabei eine Gemeinsamkeit: Die Verbindung zu dem Menschen, in dessen Andenken dieser Verein gegründet wurde.
Es war einmal ein höchst neugieriger und kluger Mensch.
Er wusste von den meisten Dingen, wie sie funktionieren, weil er sie befragte.
Er liebte die Höhe, denn von dort hatte er den besten Überblick.
Er war mutig, kreativ und aufmerksam. Und sehr nachdenklich.
Alles stellte er auf den Kopf und in Frage. Nichts wollte er lassen wie es war.
Doch die Welt hielt scharfe Kanten und harte Grenzen für ihn bereit.
Ob es diese Mischung war? Oder sein Schicksal?
Mit 24 Jahren entschied er, dass sein Leben lang genug gelebt war…und ging.
Aus unserer Präambel
„Dieser Verein ist gegründet im Andenken an Jasper Niklas Wüller.
Jasper hat in seinem kurzen, intensiven Leben durch sein mutiges, einfühlsames und hochkreatives Wesen unzählige Menschen zutiefst inspiriert und bewegt. Aber er hat auch Zeit seines Lebens darunter gelitten, dass er in den engen, auf Funktion und schnelles, effektives Wachstum ausgelegten gesellschaftlichen Grenzen sein Potential als höchstbegabter Mensch nicht ansatzweise hat ausschöpfen können. Viele, im Nachhinein nicht einfach zu bestimmende Faktoren haben dazu geführt, dass er seinem Leben am 27. Juli 2016 im Alter von 24 Jahren ein Ende gesetzt hat.
Wir möchten mit der Gründung dieses Vereins dazu beitragen, dass im Andenken an diesen Menschen Räume entstehen, in denen Menschen jeden Alters das Leben & das Lernen auf ihre je eigene Art erforschen können. Unser Verein soll Räume schaffen, in denen Menschen sich als integrale und verantwortliche Teile ihrer Mitwelt empfinden und entsprechend ihrer individuellen Wesensnatur lernen, leben, sich entfalten und in Verbindung treten können. Damit sie von dort aus auf konstruktive, mitfühlende und kreative Art und Weise in Gesellschaft wirken können.
Diese Lebens- und Lernräume sollen an nachhaltigen (regenerativen) Kreislaufprozessen und Entwicklungen orientiert sein. Unser Verein soll der Natur und der Kultur gleichermaßen verpflichtet sein und mithelfen, neue Narrative für gelingendes Leben & Lernen im 21. Jahrhundert und darüber hinaus zu formulieren.
Damit Jaspers von Liebe, Kreativität und Erfindergeist geprägtes Leben
über seinen Tod hinaus Früchte tragen kann.“
Wer wir sind?
Auf dem Weg bis hier uns ca. 60 Menschen im Alter zwischen 16 und 70 Jahren begleitet – aus unterschiedlichsten Kontexten und Ländern. Einige von diesen Menschen haben teilweise sehr intensiv an den Vorbereitungen dieser Vereinsentstehung mitgewirkt, die meisten haben unseren Weg nur gestreift, uns aber wichtige Impulse mitgegeben.
Unsere Meilensteine
August 2016
Monika Nordhausen – die Mutter von Jasper – fasst den Entschluss den Willen ihres Sohnes zur Gestaltung seiner Mitwelt über seinen Tod hinaus zu etwas Wesentlichem zu machen.
In den Jahren zwischen 2016 bis 2020 verbinden sich mit und mit in vielen Gesprächen Interessen, Haltungen und gemeinsame Ansichten von Freund*innen und Familienmitgliedern von Jasper zu ersten Schritten in Richtung Vereinsgründung. Erste Ideen deuten auf die Gründung einer demokratischen Alternativschule hin. Es entstehen in generationenübergreifenden Brainstormings Visionen einer Institution, in der Leben & Lernen vom Kind aus gedacht und lustvoll in die Tat umgesetzt werden.
Was für Lebensräume braucht forschendes Lernen? Wie erhalten wir uns unsere kindliche Neugierde bis ins hohe Alter und wie sieht der ideale Lern- und Lebensort aus? Diese und viele andere Fragen haben wir in unterschiedlichsten Konstellationen hin und her bewegt.
Juli 2020
Am 27. Juli 2020 gibt es ein erstes großes, hybrid stattfindendes Austausch- und Gründungstreffen. Hybrid deshalb, weil Jaspers Freund*innen über ganz Europa verteilt leben. Die erste Fassung einer von zehn Freund*innen und Familienmitgliedern von Jasper unterschriebene Satzung zur Gründung der „Jasper Niklas Wüller Alternativschule – Freie Schule des Lebens“ ist auf den Weg gebracht.
März 2021
Anfang März 2021 findet das Initiative Forum des YIP (Youth Initiative Program) statt. Lilith Wüller, die Schwester von Jasper, die an diesem Programm teilnimmt, lebt 10 Monate lang in Schweden in Järna mit mehr als zwanzig jungen Menschen aus der ganzen Welt zusammen. Gemeinsam und mit internationalen Dozenten entdecken und bauen sie ihre Fähigkeiten zu Gesellschaftsgestalter*innen aus und laden zum Initiative Forum „Are you listening?“ ein, das wegen der Pandemie online stattfindet. Bei dieser Veranstaltung gibt es das Format des Open Space. Monika kann dort die Ideen der Schulgründung vorstellen und bekommt Rückmeldungen, die sie ermutigten die nächsten Schritte zu machen und dran zu bleiben.
Nach diesem Austausch im Initiative Forum findet ein weiterer Kreis von Unterstützer*innen zusammen.
Es bildet sich das HerzFlügelMotor-Team aus Freunden von Lilith und Monika. Bis zum nächsten Meilenstein werden
– die Domain für diese Website angelegt,
- unsere heute in Verwendung befindlichen E-Mail-Adressen eingerichtet,
- die sichere und kollaborationsfähige Ablage unserer Passwörter über den Open Source Password Manager Bitwarden eingerichtet,
- eine kollaborativ funktionierende Arbeits- und Ablagestruktur für erste Daten, Meetingprotokolle und Veröffentlichungen über die gemeinwohlorientierte und genossenschaftlich organisierte Online-Plattform Wechange aufgebaut und
- unsere Meetings über Fairkom , ein Netzwerk für Open Source basierte „Bio“-IT-Lösungen, organisiert.
April 2021
Das HerzFlügelMotor-Team lädt ein zu einem Meeting des JNW-Network (Jasper Niklas Wüller Netzwerk). Es geht um Überlegungen zum Aufbau der Alternativschule, um die Vorstellung der aufgebauten Arbeitsstrukturen, um mögliche Projekte und Partnerschaften und um die Einladung zur gemeinsamen Weiterarbeit.
Die, dem Konzept der Jasper Niklas Wüller Alternativschule, zugrunde liegenden Überlegungen leiten bis heute unsere Projekt- und Konzeptentwicklungen.
Im Zentrum der Überlegungen stand und steht ein Modell-Ort, an dem nebeneinander künstlerisches, handwerkliches, forschendes – also vielfältiges – Lernen, Arbeiten und dessen Präsentation, sowie alle notwendigen anderen Tätigkeiten des täglichen Lebens möglich und Gäste aus aller Welt herzlich willkommen sind. Ein Think Tank – The Beehive – ist das schlagende Herz und immanenter Bestandteil der Anlage.
Der reale Ort: Vielleicht eine umzubauende Kloster- oder Hofanlage? Mitten in der Stadt oder auf dem Land? Vielleicht ein Brachgelände, ein Stadtbezirk?
Ein dritter Ort, an dem alle Adern zusammenfließen und Neues erprobt werden kann.
Juni 2021
Der Salon 1* „Dreams of Living & Learning. Exploring with YIPpies“ findet online statt. Die YIPpies aus Liliths Studienjahr sind auf Einladung des HerzFlügelMotor-Teams zu Gast. Der Instagram-Account – als @jnwnetwork angelegt – wird eingerichtet, die Einladung auch auf Wechange veröffentlicht. Die Veranstaltung ist gut besucht und ein Meilenstein. Danach gibt es eine Einladung zu einem kreativen Workshop-Wochenende.
Doch ob es am generationenübergreifenden, basisdemokratischen Lernen und Arbeiten mit familiären Verstrickungen und ungleichgewichtiger Verteilung der Stimmen, am falschen Konzept oder am falschen Zeitpunkt für die Gründung einer Schule lag: im Herbst 2021 löst sich das HerzFlügelMotor-Team nach dieser sehr intensiven und fruchtbaren Phase auf und es sieht erst einmal so aus, als wäre der Traum von einem aktiven Verein ausgeträumt.
März 2022
Zu Beginn des Jahres 2022 gibt es erneut einen Vorstoß von Monika, den Verein auf die Beine zu stellen. Ermutigt durch Freund*innen und Georg Wüller, den Vater von Jasper, kann Monika am 13. März 2022 die konstitutive Mitgliederversammlung mit einem neuen Konzept für den Verein einberufen. Sieben Gründungsmitglieder unterschreiben eine wesentlich weiter gefasste Vereinssatzung mit fünf Vereinszielen:
- Die Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung, insbesondere die Förderung von inklusiver, gleichberechtigter und hochwertiger Bildung und die Förderung von Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle nach den SDGs (Sustainable Development Goals/Nachhaltigkeitsziele) der UN.
- Die Förderung des Naturschutzes und des Umweltschutzes.
- Die Förderung von Kunst und Kultur.
- Die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens.
- Die Förderung von Wissenschaft und Forschung.
Der Verein hat nun – wohl auch im Sinne Jaspers – einen weiteren Fokus und folgt einer umfassenderen Vision von Möglichkeiten Leben & Lernen neu zu gestalten. Dies lässt gleichzeitig kleinere Schritte in verschiedene Richtungen zu. Die erfolgreiche Umsetzung eines ersten Projektes von August – Dezember 2022 und der Aufbau dieser Website beweisen, dass das neue Konzept bereits trägt.
Wer die Satzung lesen möchte und die ersten Ideen zur Verwirklichung unserer Ziele, findet die Satzung >> hier.
Persönliche Worte
Woher ich den Mut nehme, in meinem Alter mit 59 Jahren diesen Weg noch auf mich zu nehmen, um – zwar aufbauend auf viel Expertise -, aber noch einmal von vorne zu beginnen?
Als Tochter habe ich meine Mutter verloren – als Mutter meinen Sohn.
Beide haben sich bewusst entschieden aus dem Leben zu gehen.
Bei beiden stellt sich die Frage nach der Schnittstelle zwischen individuellem Schicksal und gesellschaftlichen Faktoren. Nachwirkungen von Kriegs- und Nachkriegstraumata auf der einen Seite und ein, als ungerecht und sinnfrei empfundener Welt- und Seinszustand auf der anderen Seite. Harte Worte.
Und bei weitem bilden sie nicht das Spektrum an Vermutungen über die Gründe des, in beiden Fällen, zu frühen Todes ab.
Was ich sagen will
Es gibt keine Angst und keinen Grund mehr nicht einzutreten für die eigene Haltung. Und dies voller Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein…und in Jaspers Sinne zu handeln!
Nach beinahe 15 Jahren Arbeit im kulturellen Bildungssektor, in engster Zusammenarbeit mit Schulen und in Kooperationen mit Künstler*innen und Kulturinstitutionen und nach eindrücklichsten Begegnungen mit jungen und älteren Menschen in den von mir und meinen Kolleg*innen in ganz Deutschland – den Kulturagent*innen und den Kulturbeauftragten – initiierten oder koordinierten Kunst- und Kulturprojekten…kann ich sagen:
Kunst und kulturelle Teilhabe haben das Potential schwierige Themen verhandelbar zu machen.
Kunst und kulturelle Teilhabe bieten Menschen die Möglichkeit ihr inneres Potential zu entdecken, Wunden zu heilen. Sie haben das Potential Menschen Ausdrucksmöglichkeiten zu bieten, Ungerechtigkeiten offen zu legen und zur Sprache zu bringen. Kunst & Kultur schaffen Räume für nachhaltige, für politische und individuelle Bildungsprozesse. Sie berühren. Und wir lernen den Horizont unseres Kulturverständnisses zu erweitern.
Kreative Bildungsangebote, die unserer Neugierde und unserem Bedürfnis nach Ausdruck, Entfaltung und Erkenntnis entgegen kommen, bilden Menschen, die reflektieren können und Vertrauen in die eigene Intuition und Kraft aufbauen.
Das schreibt sich leicht und wäre noch zu belegen…wenn das Leuchten in den Augen der Kinder und Jugendlichen und auch der Erwachsenen nicht ausreicht. Die kulturelle Bildungsforschung macht Fortschritte und es ist eine Aufgabe unseres Vereins, das, was wir tun in einen wissenschaftlichen Kontext zu stellen.
Dieses Potential braucht Fürsprecher*innen
Unsere Gesellschaften fußen auf kulturellen Errungenschaften, aber leider werden diese allzu oft sehr einseitig, zum eigenen Nutzen und zur Ab- und Ausgrenzung, statt zur Verständigung und mitweltwohlorienierten Entwicklung genutzt.
Künstler*innen, Menschen in der Bildungslandschaft, die nicht examinierte Lehrer*innen oder habilitierte Professor*innen sind, Menschen, die sich für soziale Themen, für benachteiligte Gesellschaftsgruppen, für Bürgerbeteiligung, als Stadtmacher*innen, für Nachhaltigkeit oder für gesellschaftlichen Wandel an der Basis einsetzen…und dabei wenig Zeit übrig haben, sich stark zu machen auch für ihren sozialen Status und gerechte Bezahlung…sind unterbezahlt.
Sie brennen für das, was sie tun…und brauchen eine Gemeinschaft um sie herum, die dafür sorgt, dass sie weitgehend frei von materiellen Sorgen existieren können, damit sie wirken können.
Auch dafür werden wir uns einsetzen
Ob es um die Höhe von Honoraren, die Einrichtung von Stellen in einem solidarischen Kontext oder um Praktika und Ehrenamt geht. Wir möchten Möglichkeiten schaffen.
Mit Deiner Hilfe kommen wir Schritt für Schritt voran.
Das erste Projekt konnte mit Spenden und Projektmitteln des Landes NRW vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur NRW erfolgreich umgesetzt werden. Das nächste ist schon beantragt.
Wir können Lebenswege unterstützen von denen heute noch nicht zu sagen ist, welch wundervolle Potentiale sie für Dich, für mich, für uns und alle nachfolgenden bereit halten.
Ich bin der festen Überzeugung sinnvolles Tun schafft Wandel, der allen zu Gute kommt.
Lasst uns also neue Wege ausprobieren
Lasst uns gemeinsam Projekte entwickeln, antragsreif formulieren und umsetzen. Lasst uns Strukturen ausprobieren, aufbauen, verwerfen und bessere finden und lasst uns vor allem viele sein und uns vernetzen! Weltweit!
Lasst Kunst und kulturelle Bildung wie ein Myzel in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein und durch uns hindurch wirken, damit die wohltuende Prozesshaftigkeit, das Kommunikationsvermögen und das enorme Potential Symbiosen schafft, die uns helfen mit Wandel, Unsicherheiten und Traumata leichter, reflektierter und kreativer oder überhaupt bewusster umzugehen…lasst Kunst und Kultur heilsam wirken!
Gemeinsam schaffen wir an außerschulischen und schulischen Orten, mitten in der Stadt und auf dem Land, in der Natur und mitten im dichtesten Häusermeer, zwischen uns und für uns Räume zur Entfaltung von Potentialen.
Hier vor Ort, überregional und global.
Gute Bildung und Persönlichkeitsentfaltung sollen überall zu Hause sein!
Das Pinke Eichhörnchen geht vor…damit viele folgen können.
Wir – ich glaube, ich kann an dieser Stelle für den gesamten Vorstand sprechen – freuen uns, dass im Dezember 2022, in dem Monat, in dem Jasper 30 Jahre alt geworden wäre, unser Verein ins Vereinsregister eingetragen ist, das erste Projekt erfolgreich abgeschlossen werden kann…und diese Website online geht.
So viele Webseiten habe ich gestaltet. Diese hier war für mich die am schwierigsten zu gestaltende. Doch nun ist es vollbracht. Und mit Euch zusammen wird der Verein, die Umsetzungen unserer Visionen und die Online-Präsenz sich weiter entwickeln. So, wie die Freundinnen und Freunde von Jasper sich verändert haben im Laufe der Jahre, Kinder bekommen und sich dem Leben, dem Lieben und dem eigenen Lernweg stellen.
Lasst uns gemeinsam die Welt kreativ gestalten!! Es würde Jasper (und auch meiner Mutter) gut gefallen.
Monika Nordhausen
Mutter zweier wundervoller Kinder
und Initiatorin des Vereins Pinkes Eichhörnchen – Verein für Leben & Lernen,
Kulturagentin, Moderatorin & liebend gerne Wegbereiterin und -begleiterin
Aachen, den 14. Dezember 2022
Gathering April 2021
The Art of Hosting ist die Kunst des Gastgebens und des Erntens guter Gespräche. Diese Haltung, die Lilith Wüller aus dem YIP (The International Youth Initiative Program) zu uns gebracht …
Jasper Niklas Wüller Alternativschule – Schule des Lebens
Aus den Mindmaps und den vielen Gesprächen vorangegangener Meetings entwickeln sich nach unserer ersten Zusammenkunft im Juli 2020 langsam klarere Vorstellung, was für Elemente eine „Schule“ umfassen sollte. Es wird …
Eine Alternativschule
Bei unserem ersten großen Treffen am 27. Juli 2020 hatten wir am Anfang ein weißes Blatt vor uns. Wie soll die Alternativschule aussehen, in die auch Jasper gerne gegangen wäre …